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Joeys Geschichte

Joey ist in Neuenburg in der Schweiz geboren und aufgewachsen, aber besass nur ein Kanadischen Pass durch seinen Vater, der aus Edmonton, Alberta, stammt. Obwohl er hauptsächlich auf Französisch erzogen wurde und völlig zweisprachig ist, betrachtet er Englisch als seine erste Sprache.

Nach einer glücklichen Kindheit und Jugend beschloss Joey, nach seinem Schulabschluss in die Fussstapfen seines Vaters zu treten und Naturwissenschaften zu studieren. Doch weder Physik noch das spätere Studium der Politik- und Wirtschaftswissenschaften begeisterten ihn ausreichend, um diesen Weg weiterzugehen. Er hatte sich schon immer für das Kino begeistert, und als er an der Metropolitan Film School in London angenommen wurde, war das wie ein wahr gewordener Traum. Die Jahre, die er dort verbrachte, gehörten zu den glücklichsten seines Erwachsenenlebens.

Zurück in der Schweiz arbeitete er acht Jahre lang als Radiomoderator und DJ, führte Hunderte von Interviews und wurde zu einer bekannten Persönlichkeit in der Region. Er war auch als Synchronsprecher für verschiedene Supermärkte, IKEA Einrichtungshäuser, Uhrenhersteller, Krankenhäuser usw. tätig. Er hatte eine wunderbare, tiefe und klare Stimme, die er nicht nur beruflich, sondern auch in seiner Freizeit als Sänger einer Band einsetzte. Seine Arbeit am Neuchâtel International Fantastic Film Festival (NIFFF) wurde ebenfalls sehr geschätzt. Er war definitiv in seinem Element, als er Zeit mit so bekannten Hollywood-Regisseuren wie David Cronenberg, Kevin Smith, George R.R. Martin, um nur einige zu nennen, verbrachte. Zusammen mit seinem guten Freund Nico schrieb und inszenierte er eine Reihe von Kurzfilmen und drehte eine Dokumentarfilm auf Bali. Er war schon immer ein sehr lustiger Typ und hatte eine treue Fangemeinde für seine vielen, selbstironischen und cleveren Selfies auf Facebook.

Wegen Covid hatten wir Joey weniger gesehen als sonst, obwohl wir in derselben Gegend wohnten. Er war sehr streng gewesen, weil er seinen Vater und mich nicht versehentlich anstecken wollte. In den ersten Monaten des Jahres 2021 schien er ein wenig müde zu sein und klagte hin und wieder über Rückenschmerzen, aber er meinte, das läge nur daran, dass er sich nicht genug bewegte.

Dann, eines Tages, änderte sich unsere Welt, wie wir sie kannten, in einer Sekunde: Am 26. Juni 2021 kam Joey zum Kaffee nach Hause und überbrachte uns die niederschmetternde Nachricht, dass bei ihm gerade Krebs diagnostiziert worden war! Der Diagnoseprozess war sehr schnell verlaufen: Er war schliesslich wegen seiner Rückenschmerzen in die Notaufnahme gegangen und wurde sofort zu einer Untersuchung geschickt, nachdem er einen Knoten erwähnt hatte, den er einige Monate zuvor in einem seiner Hoden bemerkt hatte. Er hatte es vor lauter Rückenschmerzen vergessen. Am nächsten Tag teilte ihm sein Urologe die Nachricht mit: Hodenkrebs. Da eine Chemotherapie unfruchtbar machen kann, liess er sein Sperma einfrieren. Obwohl er zu diesem Zeitpunkt alleinstehend war, wollte er die Möglichkeit, ein Kind zu zeugen, nicht ausschliessen. Das alles musste schnell gehen, denn eine Woche nach seiner Diagnose wurde bereits die Orchiektomie, die Entfernung des krebsbefallenen Hodens, durchgeführt.

Zunächst waren wir zuversichtlich, dass er die Krankheit besiegen würde, auch wenn die Ergebnisse einer Biopsie zeigten, dass der Krebs bereits auf seine Lunge, Leber und Wirbelsäule übergegriffen hatte. Metastasierender Hodenkrebs hat immer noch eine ausgezeichnete Heilungsprognose, also bat Joey seine Familie und Freunde, zusammen mit ihm und für ihn positiv zu bleiben. Wir waren natürlich erschüttert, aber ich versuchte, nie vor ihm zu weinen.

Die ersten Monate der Chemotherapie hat er sehr gut verkraftet und ausser Müdigkeit und einem metallischen Geschmack im Mund kaum Nebenwirkungen verspürt. Die Übelkeit wurde mit Medikamenten in Schach gehalten. Er schätzte sich glücklich. Als er das erste Protokoll abgeschlossen hatte, waren wir alle überglücklich, als ein neuer PET-Scan zeigte, dass die Tumore stark geschrumpft waren. Der nächste Schritt war die RLA-Operation (retroperitoneale Lymphknotenentfernung), bei der die Lymphknoten in seinem Bauchraum entfernt werden sollten, um eine weitere Ausbreitung des Krebses zu verhindern.

Die Wartezeit in jenem Herbst war lang und wurde möglicherweise durch die Covid-Beschränkungen im Universitätsspital Bern, wo die Operation durchgeführt werden sollte, noch verlängert. Er wurde schliesslich am 3. Januar eingeliefert, aber in allerletzter Minute wurde die Operation abgesagt, da ein letztes Screening einen grossen Tumor auf seiner Lunge ergab. Ein Teil des Tumors wurde entfernt, ebenso wie ein Teil des linken Lungenflügels. Daraufhin wurde ein zweiter Zyklus einer neuen Chemotherapie eingeplant.

Tragischerweise breitete sich der Tumor trotz weiterer Operationen, vier Chemotherapien, einer autologen Stammzellentransplantation, fünf Tagen im künstlichen Koma und mehr als 100 Tagen in fünf verschiedenen Krankenhäusern schliesslich auf sein Gehirn aus.

Obwohl er wusste, dass sein Krebs unheilbar war, sollte er mit einer Strahlentherapie beginnen, um die Tumore zu veröden. Wir hofften, dadurch etwas Zeit in einem Hospiz zu gewinnen und gleichzeitig seine Schmerzen zu lindern. In der letzten Woche seines Lebens wurde er mit einer hohen Dosis Fentanyl ruhiggestellt und konnte dann täglich mit seiner Familie und seinen Freunden in den Krankenhausgarten gehen. Diese Tage waren ein Geschenk, das keiner von uns je vergessen wird! Traurigerweise hat er es nicht bis zum Hospiz geschafft. Sein Vater, sein Bruder und ich waren im Krankenhaus an seiner Seite, als er am 13. Oktober 2022 in aller Stille verstarb.

Joeys Stärke während eines Grossteils seines Kampfes war einfach erstaunlich. Natürlich gab es in den 16 Monaten seiner Krankheit auch dunkle Tage, da er aufgrund seines geschwächten Immunsystems so viele schmerzhafte Eingriffe hatte und ständig von Infektionen geplagt wurde. Aber am Ende des Tages war Joey ein positiver Mensch. Abgesehen davon, dass sein Vater, sein älterer Bruder Kevin und ich natürlich immer für ihn da waren, war er immer von seinen Freunden umgeben.

Was ihm aber auch viel Kraft gegeben hat, waren die Podcasts, die er mit seinem sehr engen Freund Andreas erstellt hat, um seine Krebserkrankung zu dokumentieren. Joeys brillanter Sinn für Humor, der sein ganzes Leben lang Teil seines Charakters war, hat ihm sehr geholfen. Die Podcasts inspirierten Menschen auf der ganzen Welt mit ihren informativen und mutigen Inhalten und ihren urkomischen Anspielungen auf Filme, Musik und Popkultur. Für alle, die sie gesehen haben, ist die enge Beziehung zwischen den beiden Männern kristallklar. Andreas reiste in diesem Jahr mehrmals von Norwegen in die Schweiz, um bei seinem Freund zu sein.

Da Joey selbst beim Radio gewesen war und daher über viele Verbindungen zu den Medien verfügte, aber auch aufgrund seines grossen Freundeskreises, wurde seine Geschichte bald von Radio, Nachrichtenmagazinen, Fernsehen und Zeitungen in der Schweiz ausführlich behandelt. Einer der Hauptgründe dafür war seine Fähigkeit, trotz des schlechten Blattes, das er gerade erhalten hatte, über sich selbst zu lachen und sich vom grossen K (für Krebs) nicht unterkriegen zu lassen.

Die letzte Folge von Having a Ball wurde nur 6 Tage vor Joeys Tod im Krankenhaus aufgenommen. Darin sagte er, wenn er nur einen einzigen anderen jungen Mann davor bewahren könnte, das Gleiche durchzumachen wie er, dann hätte sein Tod vielleicht einen Sinn. Als seine Familie hatten wir das Gefühl, dass wir einfach fortsetzen müssen, was er begonnen hat. Wir wissen, dass er stolz auf uns wäre.

Wäre Joey früher diagnostiziert worden, wer weiss, vielleicht hätte er den Krebs besiegt.

Wenn Sie also selbst ein junger Mann sind – oder wenn Sie einen Freund, Ehemann, Sohn oder Bruder haben, oder wenn Sie sich einfach nur engagieren möchten – dann werden Sie bitte Mitglied bei Having a Ball, die Joseph-Barnes-Vereinigung zur Prävention von Hodenkrebs, und helfen Sie, die Nachricht zu verbreiten! Gemeinsam können wir viel erreichen und dazu beitragen, dem tragischen Tod meines Sohnes einen Sinn zu geben!

Joseph hat bei so vielen Menschen einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen! Er wird nie vergessen werden!

Annemarie, Joeys Mutter, August 2023